Kaffeebauern kämpfen ums überleben

Am Beispiel Kaffee lassen sich die ungerechten Handelsstrukturen zwischen armen und reichen Ländern aufzeigen. Kaffee ist eines der am meist getrunkenen und dabei billigsten Getränke überhaupt. Dies steht in krassem Widerspruch zum Aufwand, der bei Anbau, Verarbeitung und Vertrieb betrieben werden muss.

Aktuelle Situation

In Zeiten von 'fair feels good' und Lohas stehen Bio, Crema, Qualität und Wellness im Vordergrund. Ursprünglich aber war der Faire Handel angetreten, bessere Lebensbedingungen für die Menschen in den Anbauländern zu ermöglichen und die Macht der Kaffeekonzerne zurück zu drängen. Doch wie sieht die Realität heute aus? Für die ProduzentInnen hat der Ansatz des Fairen Handels, der auf dem FLO* Preismodell beruht, inzwischen keinen besonderen Anreiz mehr - auch wenn er in Europa mit viel Werbung und Regierungsgeldern gefördert wird. Die gebotenen Preise steigen deutlich weniger als die Lebenshaltungs- und Produktionskosten der Bauern. Kritisch anzumerken ist dabei, dass die festgelegten Bedingungen des Fairen Kaffeehandels inzwischen stark den Interessen der Discounter untergeordnet wurden.

Der Faire Handel ist zu einem einträglichen Geschäft geworden - auf Kosten der KaffeeproduzentInnen, die nach wie vor keine bedeutende Veränderung ihrer Situation erleben.

Allerdings sollte nicht die vorschnell die Schlussfolgerung getroffen werden, auf faire Produkte zu verzichten. Fair gehandelte Produkte sind aus unserer Sicht immer noch besser als konventionell gehandelte Produkte. Wir verzichten bewusst darauf, mit dem Begriff Fair zu werben. Nähere Informationen zu den Gründen sind hier zu finden: Fair versus Alternativ.

Ein kurzer Rückblick in die Vergangenheit

Die Kündingung des Kaffeeabkommens
Um die starken Schwankungen des Weltmarktpreises auszugleichen, existierte von von 1962 bis 1989 ein Internationales Kaffeeabkommen innerhalb der ICO (Internationale Kaffeeorganisation), zwischen 50 Anbauländern, die 99% der Weltkaffeeproduktion repräsentierten, und 24 Konsumländern, die 90% des Kaffees verbrauchten. 1989 platzte das Kaffeeabkommen. Nähere Informationen zu dem Abkommen und den Gründen für die Aufkündigung sind hier zu finden: Das Kaffeeabkommen

Die globale Kaffeekrise
Mit Scheitern des Kaffeeakommens sank der Weltmarktpreis für Kaffee zwischen 1997 und 2002 um mehr als 50%. Während in den Läden Kaffee immer günstiger zu haben war, gefährdete dieser Preisverfall die Existenz der Kaffeebauern weltweit.

Mit den Erlösen konnten mittlere und kleine ProduzentInnen nicht einmal mehr die Kosten für die Pflege der Kaffeesträucher und die Ernte decken. Mit jedem verkauften Sack Kaffee machten sie Verlust. Hunger und Elend wurden zur Lebensrealität der Bauern. Gleichzeitig erwirtschaften die Kaffeekonzerne steigende Gewinne. Nähere Informationen sind hier zu finden: Die Kaffeekrise Ende der 90er

Die Kaffeekrise ist ein typisches Beispiel für den Verdrängungswettbewerb zwischen den Ärmsten in einer globalisierten Welt. Und es ist bezeichnend, dass diese Entwicklung durch die Weltbank mit angestoßen wurde. Der Weltmarktpreis für Kaffee war im Jahr 2002 auf dem niedrigsten Stand seit 100 Jahren. Die Produktionskosten konnten bei weitem nicht mehr gedeckt werden.

 

Die Abhängigkeit vom Weltmarktpreis

Rohkaffee ist eine sogenannte "Cash-Crop". Dieser Begriff stammt aus der Agrarökonomie und bezeichnet Feldfrüchte, die hauptsächlich für den Verkauf und Export angebaut werden.

Der Rohkaffee wird an der New Yorker und Londoner Börse gehandelt. Die Preisbildung des Rohkaffees basiert damit auf Angebot und Nachfrage. Wetter und Spekulationen können bspw. den Kaffeepreis beeinflussen. Der Weltmarktpreis ist ein Richtwert, die Qualität des Kaffees kann noch zu einem Ab- oder Aufschlag für den Kaffeebauern führen.

Die Einnahmen der Kaffeebauern sind direkt abhängig von dem Weltmarktpreis. Spekulationen; Naturkatastrophen oder forcierte Überangebote an Kaffee können dabei katastrophale Auswirkungen aus die Lebenssituation der ProduzentInnen haben.

 

* Die FairTrade Labeling Organization (FLO) ist eine 1997 gegründete Dachorganisation des Fairen Handels mit 24 Mitgliedern. Deutschland wird durch TransFair vertreten. TransFair gesiegelter Kaffee basiert somit auf dem FLO Preismodell. Dennoch ist TransFair konventionellem Kaffee klar vorzuziehen.